Osterlamm, Pfingstochsen und Freudenfeuer
Ostern, Pfingsten, Christi Himmelfahrt – nicht nur die Arbeitnehmer freuen sich jedes Jahr über dieses kleine bisschen Zusatzurlaub an den christlichen Feiertagen. Kinder warten mit Spannung auf den Osterhasen, die Herren der Gesellschaft feiern Christi Himmelfahrt, das seit dem 19. Jahrhundert zum Vatertag erchoren wurde, mit reichlich Bier und Grillwürstchen in freier Natur. Doch hinter diesen christlichen Feiertagen steckt mehr als nur ein zusätzlicher Urlaubstag. Es geht um Tod und Wideraufstehung, um bäuerliche Traditionen und Buße – und so manch amüsantes Brauchtum.
Inhalt:
- Gründonnerstag
- Karfreitag
- Ostersonntag und Ostermontag
- Christi Himmelfahrt
- Pfingstsonntag und Pfingstmontag
- Fronleichnam
Gründonnerstag
Mit dem Gründonnerstag beginnt die Karwoche (Gründonnerstag, Karfreitag, Karsamstag, Ostersonntag und Ostermontag). An diesem Tag soll Jesus das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern gehabt haben und zuvor, einem Brauch entsprechend, hat er ihnen die Füße gewaschen. Ein offizieller Feiertag ist der Gründonnerstag allerdings nicht.
Woher der Name stammt, ist ungewiss. Es gibt die Vermutung, der Gründonnerstag hat sich aus dem Wort „greinen“ für „weinen“ abgeleitet. Denn zu früheren Zeiten durften die Büßer an diesem Tag das erste Mal wieder am Gottesdienst teilnehmen und haben sich als Zeichen ihrer vollendeten Buße mit jungem Grün geschmückt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Begriff Gründonnerstag sich tatsächlich auf das Wort Grün bezieht.
Dem Volksglauben nach gab es an diesem Tag bevorzugt grünes Gemüse und Kräuter zu essen. Ein typisches Gericht bestand aus Spinat, Salat, Lauch, Petersilie, Sauerampfer und Löwenzahn. So wollten die Menschen die heilende Kraft des Frühlings für den Rest des Jahres in sich aufnehmen. Außerdem begannen viele Bauern an diesem Tag mit der ersten Frühlingsaussaat. Denn auch wenn viele Arbeiten in der Karwoche eigentlich nicht gestattet sind, so soll es doch Glück bringen im Garten Kräuter und Blumen zu säen.
Der Gründonnerstag wird auch als Palmdonnerstag oder Weißer Donnerstag bezeichnet.
Ostern:
Der Karfreitag
Einer der höchsten christlichen Feiertage ist der Karfreitag, an dem das Sterben und die Kreuzigung Jesus Christi gedacht werden. Er wird als Fasttag und im Zeichen der Trauer begangen. Vor allem um 15 Uhr, zur Todesstunde Jesus, versammeln sich die Christen zum Wortgottesdienst und zur Verlesung der Passionsgeschichte, der Leidensgeschichte Jesus. Weitere christliche Rituale sind die Verehrung des Kreuzes und die Feier der heiligen Kommunion. Der Karfreitag ist deshalb so bedeutungsvoll, da ohne die Kreuzigung Christi keine Auferstehung möglich gewesen wäre. Sowohl in der protestantischen, wie auch in der katholischen Kirche ist das traditionelle Karfreitagessen Fisch, weil das älteste Symbol der Christen ein Fisch ist. Im Griechischen heißt Fisch „Ichthys“. Das wiederum sind die Anfangsbuchstaben von „Jesus Christos Theos Yos Soter“ das auf Deutsch bedeutet: Jesus Christus, Gottes Sohn, Retter“.
Das Wort Karfreitag leitet sich von dem althochdeutschen Begriff „kara“ ab, was Klage, Elend, Trauer bedeutete. Nachweislich begangen wurde der Karfreitag zwar erst ab dem 2. Jahrhundert, Experten vermuten allerdings, dass er schon früher zelebriert wurde. Nur die protestantische Kirche tat sich mit diesem Feiertag schwer. Es dauerte etwa bis ins 17. Jahrhundert, ehe auch bei den Protestanten der Karfreitag an Bedeutung erlangte. Jedoch vor allem als Bußtag. Der Karfreitag ist ein stiller Feiertag, womit allgemein öffentliche Veranstaltungen nicht erlaubt sind.
Ostersonntag und Ostermontag
Ostern ist das älteste und höchste christliche Fest. Gefeiert wird die Auferstehung Jesus nach seiner Kreuzigung. Der biblischen Geschichte nach wollte Maria Magdalena zusammen mit Maria, der Mutter des Johannes, das Felsengrab Jesus besuchen. Doch sie fanden das Grab leer vor und ein Engel berichtete ihnen von der Auferstehung Jesus. Ostern ist aufgeteilt in Ostersonntag und Ostermontag, wobei der Ostersonntag kein gesetzlicher Feiertag ist. Kein Problem, immerhin ist Ostersonntag immer an einem Sonntag.
Über den Ursprung des Wortes Ostern gibt es verschiedene Theorien. Eine Erklärung ist, dass Ostern von dem altgermanischen Wort „austro“ stammt, das die Himmelsrichtung Osten bezeichnet. Eine andere Möglichkeit ist das althochdeutsche Wort „eostarum“. Dies wiederum hat seinen Ursprung in der lateinischen Bezeichnung „hebdoma alba“, „Woche der weißen Kleider“. Der Begriff bezieht sich sinnbildlich auf die Kleidung der getauften Menschen der damaligen Zeit. Die dritte Variante ist der Begriff „Ostara“, eine im alten Britannien angebetete Göttin der Morgenröte und des Frühlingsanfangs. Sicher ist, dass das jüdische Paschafest maßgeblich mit dem christlichen Fest Ostern verbunden ist. Am Paschafest wird die Befreiung der Knechtschaft der Ägypter gefeiert. Da es sich um ein Hirtenfest handelt, an dem traditionell ein Lamm geopfert wird, ist es wahrscheinlich, dass unser heutiges Osterlamm hier seinen Ursprung hat.
Ein weiterer, weit verbreiteter Brauch an Ostern ist das Osterfeuer. Bezeugt ist dieser Brauch seit 1559, doch man kann davon ausgehen, dass er weit älteren Ursprung ist. Über Wochen hinweg sammeln Gemeindemitglieder Hölzer, die dann auf einem Hügel weit sichtbar aufgestapelt werden. In manchen Fällen wird sogar eine Strohhexe auf die Spitze gesetzt. Am Samstag vor Ostern wird das Feuer dann entfacht. Der Brauch stammt aus alten Zeiten und sollte dazu dienen, den Winter zu vertreiben. Zusätzlich sprach man dem Feuer eine reinigende Wirkung zu. Die Asche wird danach auf den Feldern verteilt, da sie Fruchtbarkeit und Wachstum symbolisiert.
Christi Himmelfahrt:
Immer 40 Tage nach Ostern
Dieser Feiertag wird in ganz Deutschland besonders ausgiebig gefeiert – vor allem von den Männern. Denn Christi Himmelfahrt ist auch unter dem Namen Vatertag bekannt. Und das bedeutet, dass Herscharen von Herren mit Bier und Grillwürstchen meist in die Natur wandern und dort ausgiebig feiern. Ursprünglich stammt der Vatertag aus den USA. Er wurde von Sonora Smart Dodd eingeführt, deren Vater im Sezessionskrieg Ende des 19. Jahrhunderts gefallen war. Präsident Richard Nixon erhob ihn 1972 als offiziellen Feiertag. In Deutschland wurde der Vatertag seit Ende des 19. Jahrhunderts populär. Vor allem die Berliner Herren nutzen ihn dafür, die Jungen in die Sitten und Unsitten der Männlichkeit einzuführen. Praktischerweise wurde dafür Christi Himmelfahrt ausgesucht, da dieser Tag bereits ein Feiertag war.
Der wahre Anlass von Christi Himmelfahrt ist allerdings ein anderer. Im christlichen Glauben wird an diesem Tag die Aufnahme Jesus Christi in den Himmel gefeiert. Er nimmt nun den Platz an der Seite seines Vaters ein. Wobei mit diesem Platz geografisch weniger der Himmel gemeint ist, sondern die Nähe zu Gott. Und somit dürfen alle Christen wieder die Hoffnung hegen, dass Jesus eines Tages wieder zu den Menschen zurückkehrt. Grundlage für diesen Glauben ist sowohl im Lukas-Evangelium, als auch in der Apostelgeschichte festgehalten. Denn den Aposteln ist Jesus nach seinem Tode vierzig Tage lang erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen. Für die gläubigen Männer ein Beweis, dass er lebt.
Früher ist Christi Himmelfahrt zusammen mit Pfingsten gefeiert worden. Erst seit dem Jahr 370 ist es ein eigenständiger Feiertag. Da Christi Himmelfahrt abhängig von Ostern ist, gibt es auch hier kein festes Datum. Fest steht, dass es 40 Tage nach dem Osterfest stattfindet – und immer an einem Donnerstag.
Pfingsten:
Pfingstsonntag und Pfingstmontag
50 Tage nach Ostern beginnt das Pfingstfest und stellt damit auch den Abschluss der Osterzeit dar. Gefeiert wird die Entsendung des Heiligen Geistes, den Jesus zuvor angekündigt hatte. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Pfingsten auch als Geburtstag der Kirche gefeiert wird.
Das früheste Datum für Pfingsten ist der 10. Mai, der späteste Termin der 13. Juni. Bereits in den frühesten christlichen Zeiten galt Pfingsten ebenso wie Ostern als Tauftag. Als Zeichen dafür wird im Gottesdienst oftmals eine Taube herabgelassen. Früher dauerte das Pfingstfest acht Tage, dann wurde es auf zwei Tage gekürzt.
Der Begriff Pfingsten lässt sich von dem griechischen Wort „pentecoste“ ableiten, was „der Fünfzigste“ bedeutet. Pfingsten und das jüdische „Schawuot“-Fest stehen im engen Zusammenhang. Die Juden feiern an Schawuot die zweite Ernte des Jahres, exakt 50 Tage nach dem Passah-Fest, dem ersten Erntefest. Der Apostelgeschichte nach sind die Anhänger Jesus zu diesem Fest nach Jerusalem gereist.
Auch die bäuerlichen Traditionen haben sich sehr auf Pfingsten eingestellt. Zum Beispiel wird an Pfingsten das Vieh erstmals wieder auf die Weide getrieben. Zuvor allerdings musste jedenfalls früher ein Ochse – der stattlich geschmückte Pfingstochse – sein Leben auf der Schlachtbank lassen. Aber auch die zahlreichen Pfingstgestalten zeugen von dem bäuerlichen Hintergrund. Der „Pfingstlümmel“, „Pfingstkerl“, „Graskönig“, „Nickl“ oder „Pfingstl“ begrüßen, ähnlich den Faschingsgestalten, den Sommer. In manchen Gegenden wird sogar ein Pfingstfeuer angezündet oder ein Pfingstbaum aufgestellt.
Fronleichnam: Ein rein katholischer Feiertag
Zuerst die schlechte Nachricht: Fronleichnam, lateinisch Corpus Christi, ist kein gesetzlicher Feiertag und wird ausschließlich in katholischen Bundesländern wie Bayern, dem Saarland oder Baden-Württemberg gefeiert. Dabei ist es für viele katholische Gegenden eins der höchsten Feste des Jahres. Gefeiert wird die leibliche Gegenwart Jesus Christi, in dem, in Erinnerung an das Letzte Abendmahl, Brot und Wein verzehrt wird. Besonders prachtvoll sind die Fronleichnams-Prozessionen, auch Sakraments-Prozessionen genannt, die sich im Mittelalter entwickelt hat. Der Prozessionsweg wird dafür mit wunderschönen Blumengestecken, und grünen Birken geschmückt.
Der Begriff Fronleichnam setzt sich aus dem althochdeutschen Fron (Herr) und Lichnam (Leib) zusammen. Einer Legende nach hat die Nonne Juliana von Lüttich im Jahre 1209 während eines Gebetes eine Vision. Sie schaute in den Mond und bemerkte einen Fleck. Da für sie der Mond die Kirche symbolisierte, konnte dieser Fleck nur mit einem Fest gefüllt werden. Mitte des 13. Jahrhunderts übernahm Papst Urban IV. diese Idee und stiftete das Fest als Erinnerung der Einsetzung des allerheiligsten Altarsakramentes. Die Texte für die Fronleichnams-Messen stammen übrigens aus der Feder des berühmten Thomas von Aquin. Als Termin für Fronleichnam wurde der zweite Donnerstag nach Pfingsten festgelegt.
Offiziell bestätigt wurde der Festtag Mitte des 16. Jahrhunderts auf dem Trienter Konzil und sollte so den katholischen Glauben gegenüber des Protestantismus stärken. Martin Luther war natürlich alles andere als begeistert und lehnte deshalb die Fronleichnams-Prozessionen als eindeutige Gotteslästerung strikt ab.
Text: Patricia Hansen
Bilder: Fotolia.com und Pixabay.com
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